19 Februar 2006

Skurrilitäten des Alltags: Musikantenstadl-Post

Meine Wenigkeit verbringt ja nun einen Gutteil seiner Nächte im Dienst in der Klappse. In den leider seltenen Fällen, in denen man überhaupt nichts zu tun hat, sich die Nacht endlos Minute um Minute zieht und es verständlicherweise jenseits der 2 Uhr schwierig ist, einen SF-Roman überhaupt noch ansatzweise zu kapieren, greift man dann irgendwann zum Stapel diverser Zeitungen des Lesezirkels. Gala und Bunte haben sich da z.B. für die hirnlose Phase vor dem Morgengrauen hervorragend bewährt. Aber was sich da doch so alles auf dem Zeitschriftenmarkt tummelt... es ist manchmal wirklich unglaublich.

So kam mir vorhin (zum Verständnis: es ist exakt 3:17 Uhr und ich tippe dies am Stationscomputer) doch tatsächlich ein Heftchen mit dem Namen "Musikantenstadl-Post" in die Finger geraten. Ach du Scheiße!

Vom Titelbild grinsen einem in groß die Fressen von Hansi Hinterseer und Heino entgegen ("Hansi & Heino: Krone der Volksmusik"), der linke Rand wird von Sigrid und Marina ("Die Schlagerschwestern schwärmen für Semino Rossi"), Rainhard Fendrich ("Glücklich ,hier + jetzt?") und Karl Moik ("Karl: Meine Zeit ist vorbei") dominiert und quer drüber thronen die Wildecker Herzbuben ("Herzilein im neuen Gewand"). Allein diese Zusammenstellung lässt einen schon das Schlimmste befürchten.

Im Vorwort begrüßt Herausgeberin Eva Mang die "Lieben Leser und liebe Freunde der Musikszene" (!) gleich erst mal mit der unglaublich schlechten Nachricht, dass das Erscheinen der "Starpost" (scheinbar noch so eine schräge Gazette) leider ein "weiteres Mal" verschoben werden musste. Frau Mang schreibt, dass sie eine "gewisse Verantwortung" zu tragen habe und es als ihre Pflicht erachtet, "in erster Linie auf die Arbeitsplätze und die der Lieferanten zu achten". "Ich weiß schon, das ist nicht sehr modern - aber so bin ich!" Uiuiui, Mädel, du bist toll.

Es geht dann erst mal unter dem Label "Aufgeblitzt - Stars ganz persönlich" mit News zu diversen Stars und Sternchen weiter (dem "Steirer Franz", "Nordwand", Hansi Hinterseer (natürlich!), "Die Stoakogler" usw.), außerdem gibt es noch einen dezidierten Bericht zum letzten Musikantenstadl von Herrn Moik an Silvester. Neben dem herrlich unspektakulären Textchen gibt es da schöne Fotos zu bewundern: Karl Moik mit DJ Ötzi, Karl Moik mit Marika Lichter, Karl Moik mit Jazz Gitti, Karl Moik mit Wolfgang Lindner, Karl Moik mit "bezaubernden Ballettdamen", Karl Moik mit Edith Moik, Karl Moik mit Wastl und last but not least Karl Moik mit Jörg Haider, untertitelt mit einem süffisanten "Ein Lob vom ,strengen? Landeshauptmann Dr.Haider". Man fängt an zu ahnen, woher, aber leider nicht wohin der Wind weht.

Danach gibt es, alles unter dem Oberbegriff "Star G'schichten", eine halbe Seite Promotion für die neue Rainhard Fendrich-CD, gefolgt von einer Doppelseite Skifahren mit Hansi Hinterseer, zwei Seiten zu den "Bambis der Volksmusik" und einer halben Seite "Geschwister Hofmann - Ausgelassene Mädels auch abseits der Showbühne". Ein "persönliches Interview mit dem Kult-Star" Heino rundet das Ganze dann ab, bevor es mit den Kastelruther Spatzen weiter geht um schließlich in die "Guten Nachrichten für die Fans" der Wildecker Herzbuben zu münden: "Nachdem man in letzter Zeit eher nur über private Schmutzwäsche von Wolfgang Schwalm gehört hatte" (sic!), "sind die Herzbuben endlich wieder da" ? ",Rutsch an meine Seite', ihr neues Album, ist natürlich im gewohnten Herzbubenstil". Darüber präsentiert sich eben dieser Wolfgang Schwalm auf einem Foto in einem überdimensionalen Blumenkleidchen und blonder Frau-Antje-Perücke. Grauenhaft.

Daß man in der Volksmusikszene scheinbar einen gewissen Sinn für publikumswirksame Travestie hat, beweist zwei Seiten weiter dann auch gleich "Mister Volksmusik" Achim Mentzel. Der präsentierte sich wohl im Rahmen seiner Show "Hitparade der Volksmusik" ebenfalls im Kleidchen. Der Typ ist allerdings hässlich wie die Nacht und gleicht eher einer Mischung aus Tony Marshall, dem Bauarbeiter-Village Poeple und einem bärtigen Walroß, wodurch er im güldenen Satinkleidchen nicht nur albern, sondern eher schwer gestört aussieht.

Ganz toll ist natürlich der Truck Stop-Artikel ("Harte Jungs - mit weichem Kern") und dass wir im Anschluß daran auch gleich erfahren, dass Stefanie Hertel und Stefan Mross "große Pläne" für 2006 haben.

Horoskop, Leserhitparade und Fanclubadressen runden das Bild ab, als Pin-up-Poster zum Herausnehmen gibt es dann noch Andrea Berg (wer zum Teufel ist das?).

Abschließend kann man zur "Musikantenstadl-Post" sagen, dass sie ein schön buntes, aber mies layoutetes Volksmusik-Fanzine für Musikfreunde ist, die beide Weltkriege überleben mußten. Es wird kräftig die Werbetrommel gerührt und alles abgefrühstückt, was man so an gängigen Klischees verwursten kann. Man sollte vielleicht nur den Slogan "Ohne Stadlpost ka Musi!" um "Mit Stadlpost ka Hirn nich" ergänzen.

Prost.

13 Februar 2006

Wieder da

Nachdem ich hier lange nichts geschrieben habe (jaja), hier nun die Ankündigung, mich zu bessern. Ich will diesen Blog jetzt irgendwie in meine Homepage einbauen und komme hoffentlich auch öfter dazu, mal was zu schreiben. Themen gibt es ja eigentlich genug...